Gurlitt

Gurlitt
Gụrlitt,
 
1) Cornelius Gustav, Architekt und Kunsthistoriker, * Nischwitz (bei Wurzen) 1. 1. 1850, ✝ Dresden 25. 3. 1938, Bruder von 3), Vater von 5); war anfangs als Architekt tätig. 1893 wurde er Professor an der Technischen Hochschule in Dresden, wo er bis 1920 lehrte. Gurlitt gehört zu den Bahnbrechern der Barockforschung. Sein umfangreiches Werk berührt auch zeitgeschichtliche und politische Probleme.
 
Werke: Geschichte des Barock-Stiles in Italien (1887); Geschichte des Barock-Stiles, des Rococo und des Klassicismus, 3 Bände (1887-89); Das Barock- und Rococo-Ornament Deutschlands (1889); Die Baukunst Frankreichs, 8 Lieferungen (1896-1900); Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts (1899); Andrea Palladio (1914).
 
 2) Heinrich Louis Theodor, Maler, * Altona (heute zu Hamburg) 8. 3. 1812, ✝ Naundorf (heute zu Schmiedeberg, Weißeritzkreis) 19. 9. 1897; ausgebildet u. a. bei G. Gensler in Hamburg und C. W. Eckersberg in Kopenhagen, wo er 1839 Mitglied der Akademie wurde. Reisen führten ihn u. a. nach Italien, Dalmatien, Ungarn, Spanien und Portugal. Seine nach genauer Naturbeobachtung gemalten, vorwiegend südliche Landschaften beeinflussten O. Achenbach.
 
 3) Ludwig, Pädagoge, * Wien 31. 5. 1855, ✝ Freudenstadt 12. 7. 1931, Bruder von 1); bis 1907 Gymnasiallehrer (zu seinen Schülern in Berlin-Steglitz gehörten u. a. W. Blüher und K. Fischer, die Gründer des Wandervogels); wirkte als radikaler Kritiker des Schulwesens seiner Zeit stark auf die Reformpädagogik ein und entwickelte die Vorstellung einer »Schulfarm« als alternativer freier Schule; gründete 1924 auf Capri eine »Kulturschule« für Mädchen.
 
Werke: Der Deutsche und seine Schule (1905); Erziehungslehre (1909); Selbstdarstellung, in: Pädagogik in Selbstdarstellungen, herausgegeben von E. Hahn, Band 2 (1927).
 
 4) Manfred, Dirigent und Komponist, * Berlin 6. 9. 1890, ✝ Tokio 29. 4. 1972, Enkel von 2); Schüler u. a. von E. Humperdinck; war ab 1914 Kapellmeister in Bremen, ab 1924 Generalmusikdirektor an der Staatsoper und Lehrer an der Hochschule für Musik in Berlin. Seit 1939 wirkte Gurlitt in Tokio, wo er 1953 ein eigenes Opernunternehmen gründete. Er komponierte Opern (u. a. »Die Heilige« nach C. Hauptmann, 1920; »Wozzeck« nach G. Büchner, 1926; »Soldaten« nach J. M. R. Lenz, 1930; »Nana« nach É. Zola, 1958; »Nord Ballade« nach Selma Lagerlöfs »Herrn Arnes Schatz«, 1944), Orchester- und Kammermusik, Lieder.
 
 5) Wilibald, Musikforscher, * Dresden 1. 3. 1889, ✝ Freiburg im Breisgau 15. 12. 1963, Sohn von 1); studierte u. a. bei H. Riemann; ab 1920 Professor für Musikwissenschaft in Freiburg im Breisgau; 1937 Amtsenthebung, 1948-58 erneut in Freiburg; erstellte in der Freiburger Universität zusammen mit der Orgelbaufirma Walcker eine nach den Angaben von M. Praetorius entworfene »Praetorius-Orgel« (1921 und 1955); gab den Personenteil der 12. Auflage des »Riemann Musik-Lexikons« (1959-61, 2 Bände) heraus und von 1952 bis 1962/63 das »Archiv für Musikwissenschaft«; er schrieb u. a. »M. Praetorius« (1915, Nachdruck 1968), »J. Walter und die Musik der Reformationszeit« (Lutherjahrbuch 15, 1933), »J. S. Bach« (1936, 41959). Gesammelte Aufsätze erschienen als »Musikgeschichte und Gegenwart« (herausgegeben von H. H. Eggebrecht, 1966-67, 2 Bände).
 
 6) Wolfgang, Kunsthändler und Verleger, * Berlin 15. 2. 1888, ✝ München 26. 3. 1965; gab in seinem Verlag für Grafik Blätter der deutschen Expressionisten heraus. Als Händler setzte er sich besonders für die Künstler der »Brücke«, für L. Corinth, H. Matisse und P. Gauguin ein. Nach der teilweisen Vernichtung seiner Sammlung (1943) eröffnete er 1945 eine neue Galerie in München.

Universal-Lexikon. 2012.

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